Wasserrad 4.0

Brunnen am Utoquai – quintmass – Schweizer Architekturbüro

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08.04.2024 | 17:26h
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08.04.2024 | 17:26h
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Auftraggeber (Wettbewerb): Wasserversorgung der Stadt Zürich
Auftragsart: 2-stufiger Projektwettbewerb im offenen Verfahren
Konzept und Autoren: quintmass und Dimitry Demin

«Das Prinzip aller Dinge ist Wasser; aus Wasser ist alles, und ins Wasser kehrt alles zurück.» Thales von Milet

In der Geschichte der Wasserversorgung der Stadt Zürich spielt das Wasserrad schon früh eine wichtige Rolle. Im 16. Jahrhundert errichtet Zürich an der Schipfe das erste städtische Wasserrad. Nutzen und Kraft der Anlage machen sich auf der Stelle bemerkbar. Das Wasserrad 1.0 wird zum Dreh- und Angelpunkt der Stadt Zürich, lässt sich anfassen und operiert in einer Weise, die der Betrachter unmittelbar versteht.     

Im Zuge der Industrialisierung wird das historische Wasserrad zur Version 2.0 weiterentwickelt. Wasserpumpe und -turbine werden im 19. Jahrhundert Zugpferde für die Elektrifizierung der Stadt und somit zum Herzen des technologischen Fortschritts in Zürich. Der Einsatz moderner Informationstechnologien ermöglicht schliesslich den Schritt hin zum Wasserrad 3.0. Die sogenannte Kreiselpumpe, die heute an der Stelle des historischen Wasserrads steht, ist ein hochkomplexes und effizientes System. Sie ist in gleichen Teilen Symbol als auch Resultat zivilisatorischen Fortschritts.

Wie das Wasser selbst ist der technologische Fortschritt im stetigen Fluss, er speist sich in harmonischer Weise aus dem lebensbringenden Elixier, ohne es auszubeuten. Wasser war, ist und wird immer unverzichtbarer Bestandteil des Lebens sein; es hydriert und ernährt uns und ist in vielfacher Weise eingewoben in Technologie und Gesellschaft. Thales von Milet bringt es auf den Punkt: «Das Prinzip aller Dinge ist Wasser; aus Wasser ist alles, und ins Wasser kehrt alles zurück.»

Dem Wasserrad 4.0 legen wir dieses Zitat zugrunde, seine Form greift es auf: Die nicht-orientierbare Geometrie des Möbiusbands entspricht der Architektur des Wasser selbst: es gibt kein Oben und Unten, kein Innen und Aussen. Das Betrachten der sich dynamisch windenden, fliessenden Flächen lädt zum Nachdenken über das Wechselspiel zwischen dem Element und der Historie Zürichs und seiner Bewohner ein. Zudem wird die Komplexität der modernen städtischen Wasserversorgung über die Form des Wasserrads visualisiert. Beide, das Wasserrad und die Wasserversorung, funktionieren trotz ihrer Kompliziertheit perfekt.

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Auf den steten Fluss von Wasser und Zeit und den Fortschritt können wir im Kleinen Einfluss nehmen, aber aufhalten lässt er sich nicht. Das erfährt der Betrachter, indem er mit der Installation interagiert: Mittels eines analogen oder digitalen Mechanismus kann das Rad in seiner Bewegung beeinflusst und die Kraft des Wassers erfahren werden. Anschliessend nimmt das Rad seine Bewegung synchron zum Wasserfluss wieder auf.

Wie damals soll das Projekt auch in Zukunft wieder ein Schlüsselbereich der Stadt Zürich sein, die ihre Bevölkerung und Besucher an ihren zivilisatorischen und technologischen Errungenschaften teilhaben lässt. Diese Analogie schlägt eine Brücke zwischen dem Handwerk des 16. Jahrhunderts und den modernsten Technologien der Gegenwart, die über dem Wasser steht. Dessen steter Fluss symbolisiert die Zeit.

Positioniert werden soll der neue Brunnen am Kopf der drei aneinandergereihten Sitzinseln am Zürcher Utoquai. Durch die Tramgleise ergibt sich eine räumliche Flucht, die der Brunnen aufgreift und verstärkt: Sie weist in die Zukunft. Wie zwei Flüsse, die sich treffen und in einen grösseren münden, führen die Wege beim Brunnen zusammen. Darum lässt der Brunnen sich von allen Seiten betrachten und darf berührt werden. Eine Anspielung auf die Wasserspiele Tinguelys ist intendiert, dennoch wird der Brunnen durch seine zeitlose Formgebung einen eigenen Charakter annehmen. Die Trinkwasseranlage versorgt Besucher jederzeit mit frischem ZüriWasser.

Das Wasserrad 4.0 macht sich neueste Industrietechnologien zu eigen und greift mithilfe parametrischer Designwerkzeuge auf neue Formgebungsmöglichkeiten zurück. Industrieroboter können das komplexe Design mittels Interoperabilität problemlos realisieren. Die Stadt Zürich, ihre Universität und die ETH sind für Innovationen international bekannt. Das Wasserrad 4.0 verbindet ihre Geschichte und ihre Gegenwart mit einem Ausblick auf ihre Zukunft und setzt der Triebkraft des Zürcher Schöpfergeists ein hintergründiges Denkmal. Die sogenannte Hungerinsel erhält einen neuen Ort für die Begegnung nicht nur mit anderen Menschen, sondern mit der Geschichte der Stadt und dem Grundelement des Lebens selbst.

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